Der eigene Name auf jeder Ibuprofen-Packung – davon träumen viele, ist es doch die beste Werbung für die Apotheke. Außerdem verspricht es ein Stück Unabhängigkeit von den großen Versendern. Doch nicht jeder Inhaber kann sich einen eigenen Markenausbau leisten.
Warum Eigenmarken ein wichtiger Bestandteil des Sortiments sein können, erläutert Geschäftsführer Oren Weininger im Gespräch mit Andrea Zeinar vom Apo-Verlag
Wie entwickelt sich das Geschäft mit Eigenmarken?
Wir stellen eine steigende Nachfrage im gesamten Gesundheitsmarkt fest. Im Wettbewerbsgefüge zwischen Versandapotheken, Onlinehandel via Amazon und Gesundheits-Produkten in Drogeriemärkten sind individualisierte Lösungen für Vor-Ort-Apotheken unerlässlich, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Inhabergeführte Apotheken haben ein feines Gespür für die Wünsche ihrer Kunden. Mit unserem Arzneimittelsortiment können sie bei planbaren Stückzahlen ein auf Konsumverhalten ausgerichtetes Sortiment für ihr Einzugsgebiet aufbauen. Zur Unterstützung können Zusammenschlüsse auch Apothekenkooperationen in Anspruch nehmen, da wir alle wesentlichen Verbünde und Großhändler mit einer Vielzahl an Produkten beliefern.
Welches sind die gefragtesten Produkte?
Die Produktauswahl orientiert sich an den umsatzstärksten Indikationsgruppen. Innerhalb der rezeptfreien Arzneimittel sind die Schmerzmittel Paracetamol 500 mg und Ibuprofen 400 mg in Apotheken Spitzenreiter. Auch das Nasenspray Xylometazolin 0,1% wird weiterhin stark nachgefragt.
Ist ein Trend zu weiteren Präparaten erkennbar?
Wir haben mit Bisacodyl 5mg, Omeprazol 20mg und Pantoprazol 20mg das Arzneimittelsortiment um Produkte für Magen- und Verdauungstrakt erweitert. Zudem können Apotheker den Thrombozytenaggregationshemmer ASS 100 mg beziehen. In unserem Sortiment wurden Analgetika bereits mit dem Schmerzmittel Diclofenac Emulgel gestärkt. Der Umsatztreiber ibuprofenhaltige Präparate wird zudem um den Entzündungshemmer hochdosiertes Ibuprofen-Lysin ergänzt.
Inwieweit können Apotheken von Eigenmarken profitieren?
Beziehungsmarketing ist das erfolgreichste Alleinstellungsmerkmal gegen orts- und zeitunabhängiges Online-Shopping mit Preisvergleich und Express-Versand. Regionale Eigenmarken stärken vielfältig diese Positionierung der Apotheken. Eigenmarken haben auch viel mit Vertrauen für die Beziehungen zwischen pharmazeutischem Personal und der Apothekenkundschaft zu tun. Im Gespräch werden durch Know-how mit Zuhören und konsequentem Dialog Verbindungen hergestellt, die eine emotionale Bindung an Apothekenmarken aufbauen und die Loyalität der Kundinnen und Kunden stärken. Die Motivation der Mitarbeiter im Abverkauf eigener Produkte verspricht zudem Mehrumsatz.
Können Eigenmarken den starken Markenprodukten Konkurrenz machen?
Beide Marktsegmente unterscheiden sich trotz der Chancen von Apothekenmarken erheblich. Markenaufbau und -pflege sind kein Selbstläufer, sondern erfordern Konsistenz. Bekanntheit und Image haben einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung einer vielfältigen Käuferschaft mit unterschiedlichsten Bedürfnissen. Eigenmarken haben lange durch günstigere Preise gewonnen, der Drogeriemarkt dm punktet mit Sortiment, Preis und Qualität – was können Apotheken davon lernen? Eigenmarken waren lange Zeit emotionslose Grundversorgung. Heute sind Eigenmarken fein aufgefächerte, definierte Markenwelten, können agil Trends Richtung Lifestyle-Segment aufnehmen und setzen. Oft im Austausch mit Kundinnen und Kunden. Schließlich wissen sie am besten, was ihnen gefällt – und was (noch) nicht. Feedback ist ein enorm wichtiger Wettbewerbsfaktor.